Vernetzt wie Neuronen im Gehirn
Veränderte Proteine früh erkennen, Schmerzen innovativ therapieren, Algen zur Rohstoffgewinnung nutzen, den Klimafaktor Wolke genau durchschauen oder Atome nach Belieben zähmen – die Forschung in Tirol macht vieles möglich.
Ein Fünftel der österreichischen, wissenschaftlichen Publikationen kommt aus Tirol. Bei Publikationen in den so genannten High Impact Journals liegt die Universität Innsbruck hinter der Universität Wien an zweiter Stelle.
Hat ja auch Tradition, die Wissenschaft im Land. Die Universität Innsbruck ist schon im 17. Jahrhundert, ganz genau im Jahr 1669, gegründet worden. Nobelpreisträger wie Viktor Franz Hess und Forschergrößen wie der Ökonom Eugen Ritter von Böhm-Bawerk oder die Physikochemikerin Erika Cremer haben hier geforscht und gelehrt. 16 Fakultäten zählt die Uni Innsbruck insgesamt. Eine ihrer Gründungsfakultäten, die Medizinische Fakultät, wirkt mittlerweile als eigenständige Medizinische Universität Innsbruck. Und dann forscht man in Tirol noch an weiteren 38 Universitätskliniken, der Privatuniversität UMIT Tirol, am Management Center Innsbruck, der Fachhochschule Kufstein, in einer Reihe außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, in fünf Christian-Doppler-Labors und per Ende 2018 in 17 sogenannten Kompetenzzentren. In solchen bündeln in Tirol Forschungseinrichtungen ihre Kraft mit heimischen und internationalen Unternehmen. Denn angewandten Forschungsfragen geht man nun einmal am besten gemeinsam nach.
Vernetzung als Erfolgsrezept funktioniert auch quer. Im Centrum für Chemie und Biomedizin arbeiten Pharmazeuten, Chemiker und Biomediziner an einem Standort eng zusammen. Das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, eines der weltweit führenden Forschungszentren für Quantenphysik, zieht mit der Physik der Uni Innsbruck an einem Strang und interdisziplinär ist sowieso an der Tagesordnung. Wer etwa riesige Datenmengen gekonnt analysieren will – das kommt unter anderem in besten Meteorologen-Kreisen vor – kommt zum Beispiel an der Innsbrucker Informatik als Forschungspartner nicht vorbei.
Herausragend auch die internationale Zusammenarbeit. Nicht umsonst sind Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck am Human Brain Project, dem milliardenschweren EU-Flaggschiffprojekt, das die Funktion des menschlichen Gehirns bis ins Detail erforscht, beteiligt. Oder belegt die Universität Innsbruck den 7. Platz weltweit in der 2013/14 erstmals veröffentlichten Teilauswertung "International Outlook" des Hochschulrankings von Times Higher Education.
Jährlich sind lt. jüngsten regionalen Forschungszahlen der Statistik Austria zuletzt knapp 1 Milliarde Euro in die Tiroler Forschung investiert worden. 85% davon finanzieren die öffentliche Hand und die Unternehmen. Bei den pro Kopf-Ausgaben für Forschung und Entwicklung liegt Tirol mit 1.265 Euro auf Platz drei im österreichischen Bundesländervergleich und hält eine Forschungsquote von knapp 3%. Das liegt weit über dem EU-Durchschnitt von 2% und weist Tirol als eine der Top-Regionen für Forschung in Österreich und Europa aus.
Ob Universität, Akademie, Labor oder Betrieb - insgesamt sind mehr als 6.000 Personen im Bereich Forschung und Entwicklung in Tirol beschäftigt. Ihre erstklassige Ausbildung und laufende Teamarbeit liefern einen entscheidenden Beitrag für den Erfolg des Forschungsstandortes Tirol. Auf ihm basieren die Schlagkraft seiner Wirtschaft und seiner Menschen.